Montag, 26. Oktober 2009

Ranchu Verde – Kamelfarm auf Gran Canaria

Gehen Sie vom „Faro 2“ am Barranco entlang Richtung Maspalomas, dann sehen Sie auf der linken Seite kurz vor dem Leuchtturm Faro am Anfang des Naturschutzgebietes die Anlage der „Camello Safari Dunas“. Dort können Sie auf dem Kamel täglich von 9 bis 16 Uhr - mit den Saharauis (Einheimische der Sahara-Stämme) als Kamelführer - durch die Dünen reiten. Dafür haben die Eigentümer Beate, eine ehemalige Busbegleiterin, und ihr Ehemann Paco Jiménez eine Extragenehmigung vom „Cabildo de Canarias“, der kanari-
schen Inselregierung, erhalten.

Zur Erklärung: Dromedare oder einhöckrige Kamele sowie Trampeltiere (zweihöckrige Kamele) gehören zur Gruppe der Altweltkamele und werden beide der Einfachheit halber als "Kamele" bezeichnet.



Des Weiteren besitzen die beiden neben der Kamelstation die Kamelfarm „Ranchu Verde“ (Richtung Centro de Salud, Kart-Bahn, Agua-Land immer dem Straßenverlauf folgen, an der Gabelung nach Montaña la Data direkt hinter einer scharfen Kurve sehen Sie die Kamelfarm auf der linken Seite). Die Kamele sowie die wunderschöne, äußerst gepflegte Finca versorgt und bewirtschaftet neben Paco und Beate die treue Seele Alfons, Allround-Talent und „Mädchen“ für Alles. Obwohl man auf diese Anlage normalerweise nur per „Jeep-Safari“ und der „TUI España“ kommt, drückt Alfons auf Ihr Klingeln hin gerne das große Tor auf, ganz nebenbei ein Auge zu und gewährt Ihnen Einlass.



Doch nicht genug! In El Aaiun in der ehemaligen spanischen Sahara, die heutzutage von Marokko regiert wird, nennt das sympathische Ehepaar die Villa „Sahara“ sein Eigen, exklusiv im maurischen Stil ausgestattet. In dem umliegenden Terrain leben über 400 Kamele, die mit ihren Hirten durch die Wüste ziehen. Für ca. 350 € p. P. können Sie von Gran Canaria aus eine Wochenendreise von Freitag bis einschließlich Sonntag buchen. All inclusive, versteht sich: Flug, Übernachtung in der Villa und/oder in den Jaimas (Beduinenzelte, prachtvoll mit edlen Teppichen und Inventar ausgestattet), Verpflegung, Ausflüge und selbstverständlich Kamelritte auf originalen Beduinensatteln. Die sog. „Sáhara Canaria Tour“ ist ein Abenteuer wie aus einem Hollywood-Streifen à la „Indiana Jones“!
Kontakt: Kamelfarm „Ranchu Verde“, Camello Safari Dunas,
Telefon: (Vorwahl 0034) 609 520 233 oder 659 640 815,
Internetseiten: http://www.saharatour.es/ (Surftipp!) und http://www.camellosafari.com/



Zurück nach Gran Canaria, wo ungefähr 190 „Wüstenschiffe“ beheimatet sind. Vor 30 Jahren haben Paco und seine Ehefrau 80 Einhöcker per Schiff auf die Insel gebracht und damit begonnen, Kamele zu züchten. Heutzutage verkaufen die beiden sie nach Nord- und Südamerika sowie in sämtliche europäische Länder, so auch nach Deutschland. Die Kamele nach Amerika werden in eigens dafür gebauten Spezialkäfigen in „normalen“ Linienflugzeugen transportiert, nach Europa verschifft man die „Cameli Dromedarii“ (lateinischer Fachbegriff aus der Veterinärmedizin).



Auf der Farm werden die Tiere artgerecht gehalten, bekommen Stroh, eine ganz spezielle Futtermischung mit Mineral- und Vitaminkomplexen angereichert, Hafer, Gerste und wegen des hohen Salzbedarfs Salzsteine.
Im regelmäßigen Turnus von 14 Tagen kommt ein Tierarzt, Dozent an der Uni Las Palmas, der sich auf Kamele spezialisiert hat, mit Studenten der Veterinärmedizin zur Routineuntersuchung auf die Farm. Ein Mal im Jahr nimmt er den Tieren Blut ab und impft sie gegen Tuberkulose. Als Zeichen der Impfung und nicht etwa zur Verschönerung bekommen die Tiere wie ein Steiff-Tier einen Knopf ins Ohr gepierct.


Mein absolutes Lieblingskamel: "Alfredo" vor dem Ohrpiercing (2. von re.)

Weiterhin spritzt er sie alle drei Monate gegen Zecken und anderes Ungeziefer. Ich habe bei meinen etlichen Überraschungsbesuchen (!) auf beiden Anlagen mit eigenen Augen gesehen, wie sorgsam sich um die Tiere gekümmert wird. O-Ton Beate: „Die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere haben bei meinem Mann und mir oberste Priorität, nicht unser Verdienst!“


Angst vor'm Zahnarzt? Hier werden Sie geholfen! ;-)

Am Ende meines Interviews entschärft Beate ein über Jahrzehnte aufrecht erhaltenes Gerücht: Im Höcker der Tiere speichern diese nicht etwa Wasser, sondern verschiedene Fette. Bis zu drei Wochen können die Kamele ohne Wasser überleben, denn sie entziehen dem Fett und ihrem eigenen Urin die Feuchtigkeit. Während dieser langen Durststrecke kann der Höcker sogar so weit in sich zusammenfallen, dass er kaum noch sichtbar ist. In nur ca.10 Minuten kann der Wiederkäuer bis zu 150 l Wasser aufnehmen, natürlich nur unter den Extrembedingungen in der Wüste, nicht auf Gran Canaria. Unglaublich, finden Sie nicht auch!?