Mittwoch, 8. Juli 2009

Der deutsche Tourist

Text aus dem geplanten Fotoband von
Rick De Ville und Steven D!

Foto: Danilos Foto-Reisebericht
Bild: "Serenity Now" by Michelle Torrez

Die deutschen Touristen, die sind schon so’n Völkchen für sich – allerorts auf der ganzen weiten Welt und auch hier bei uns: Auf Gran Canaria! Das kannst Du mir glauben.

Wenn Du ein „guiri“ bist, so nennen die Canarios die Touries „liebevoll“, und aus Alemania kommst, kriegst’e ja nix mit außer Sonne, Pool, lecker Fresschen, vino tinto und viel amor. Alles inklusive bei Neckermann, versteht sich! Bekommst so’n albernes buntes Plastikband ums Handgelenk geschnallt, da wo Du nie braun wirst, und mit dieser Hundemarke ist alles für lau im Hotel. Da versackst’e dann auch meistens. Denen zu Hause erzählst Du nach Deiner Rückkehr, Du hättest die Insel erforscht. Schon klar, Mann! An der Hausbar am Tresen hast’e Deinen Hintern platt gesessen. 4,5 Promille – klinisch tot. Du bist mir so’n Gran-Canaria-Forscher – ich lach mich schlapp! Ach so, für uns Deutsche in Spanien, also auch auf den Kanaren, gibt es übrigens außer dem allgemeinen Ausdruck „guiri“ (Tourist) noch eine besondere Form des Kosenamens: „cabeza cuadrada“ – Quadrat-
schädel!

Nicht, dass sich da jemand von Euch auf den Schlips getreten fühlt, aber sei mal ehrlich: DEN deutschen Touristen, wenn er dann mal vor die Tür geht, erkennt man doch sofort, egal wo der sich rumtreibt. Bei den anonymen Alkies, den AAs, gibt’s so’n coolen Spruch, der heißt: „Ein Schwein erkennt das andere – am Gang.“ Da steckt viel Wahrheit drin!



Ob im Yumbo in Playa Del Inglés oder an der Strandpromenade von Las Canteras, überall kommen Sie Dir entgegen! Beim Papi quellen die Schwimmreifen seines Bierbauchs (Der Spruch des Jahrhunderts: „Ist meine Kapitalanlage, war schließlich teuer!“) über die viel zu tief sitzenden knallbunten Shorts mit Palmen drauf und bedächtigen Schrittes, die Umhängetasche seiner Frau über der behaarten Schulter, watschelt er in seinen grauen Sportschuhen von Deichmann (mit Lüftung!) in weißen Tennissocken daher. Hand in Hand mit seiner Else! Auch eine Augenweide. Bewegt sich wie eine Gazelle neben ihrem Adonis (...) oder wie heißt das Tier mit dem Rüssel? Ebenfalls in Boxershorts, wenn man Glück hat! (So manch eine traut sich doch echt im Bikini-Höschen unter die Menschheit. Rasur in der sog. Bikini-Zone tabu! Macht zu viel Arbeit. Man(n) ist doch schließlich im Urlaub.

Vom Oberteil mal ganz zu schweigen: Denn obwohl die Gute die Höcker im Hotel krampfhaft festzuschnallen versucht hat, gelten auch auf einer Insel die Gesetze der Schwerkraft aufgrund der Erdanziehung. Apropos „Krampf-haft“: Die Beine! Nee, lassen wir das – ich wollt gleich was essen. Auch von hinten ist die Uschi ein Bild für die Götter, wie sie „elfengleich“ das Zellulitis-Hinterteil à la Tropical-Brauerei und ausladend, sehr ausladend die Hüften schwingend, mit ihrem Egon nach der nächsten Bavaria-Kneipe Ausschau hält. Hier spricht man schließlich Deutsch. Ein Bier auf Spanisch bestellen? Viel zu kompliziert! Man(n) ist doch im Urlaub.

Und außerdem: „Wat der Buer nit kännt, frät’er nich!“ Zu deutsch: „Was der Bauer nicht kennt, (fr)isst er nicht!“ Was sind schon so’n paar Tapas, Serrano-Schinken, köstlicher Ziegen- oder Schafskäse, heimische Oliven gegen die gute alte Hausmannskost? Da muss ’ne deftige Schweinshaxe mit Rotkohl her oder direkt ’ne fettige Schlachtplatte mit Eisbein, Kassler, Bratwurscht, Sauerkraut und Pürrée. Die paar Mass Weißbier (…) null Problemo. Für die nötige Unterlage haben der „Quadratschädel“ nebst Gattin doch hinreichend gesorgt, oder!? „Und zu Hause, da machen wir dann ’ne Diät.“ heißt der gute Vorsatz, der – ausgesprochen ohne auch nur eine Spur mit den Wimpern zu zucken – einem ernstzunehmenden Lippenbekenntnis gleicht. Doch wann geht’s los mit dem Abnehmen? Dieses Jahr (…) oder nächstes (…) oder übernächstes.

Wie gesagt: Man(n) ist doch schließlich im Urlaub!