Wer bloggt, braucht einen langen Atem
by Christian Henner-Fehr, Vienna (Austria)
Als ich Anfang 2007 mit diesem Weblog startete, wusste ich nicht viel über das Bloggen beziehungsweise das Social Web. Ein Weblog war mir damals eine große Hilfe: Dosh Dosh von “Maki”, einem Philosophiestudenten aus Toronto. Fast jeden Tag ein neuer Beitrag voll mit Informationen, die für mich wirklich wertvoll waren. Wenn ich heute auf sein Blog schaue, dann ist es dort ruhig geworden. Im April kamen die Blogposts noch halbwegs regelmäßig. Im Mai erschien dann nur noch ein Beitrag, danach war Schluss. Bild by © Angela Parszyk: Pixelio
Dass das kein Einzelfall ist, habe ich heute beim Durchforsten meiner Blogroll (hier rechts neben diesem Text, wenn Sie keinen RSS-Reader benutzen) festgestellt. Alle Blogs, die Sie dort finden, habe ich in die Blogroll aufgenommen, weil sie in regelmäßigen Abständen Beiträge veröffentlicht haben, die für mich wertvoll waren und die ich deshalb weiterempfehlen konnte.
Ich schreibe dies bewusst in der Vergangenheit, denn viele Blogs haben eine ähnliche Entwicklung genommen wie das Dosh Dosh Blog. Die Zahl der Beiträge ist zurückgegangen. Nicht so stark wie in der Grafik, aber doch wahrnehmbar. ;-) Natürlich ist meine Blogroll nicht repräsentativ, aber gewisse Tendenzen lassen sich, denke ich, schon ablesen.
Insgesamt (enthält ...) enthielt sie 68 Weblogs. Von diesen haben 26 in den letzten zehn Tagen keinen einzigen Beitrag veröffentlicht, während in zwanzig Blogs in diesem Zeitraum ein oder zwei Beiträge erschienen. Das sind, wenn man die Blogs zusammenzählt, zwei Drittel aller Blogs, die in meiner Blogroll gelistet sind. Auch die restlichen Zahlen möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. Elf Blogs haben in den letzten Tagen 3 bis 5 Beiträge veröffentlicht, in acht Blogs waren es sechs bis zehn Beiträge und drei Blogs schafften sogar mehr als zehn Beiträge in diesen zehn Tagen.
Zählt man die Beiträge der in der Blogroll angeführten Weblogs zusammen, kommt man auf insgesant 188 Beiträge in den letzten zehn Tagen, was bedeutet, dass auf jedem Blog durchschnittlich 2,76 Beiträge in diesem Zeitraum veröffentlicht worden sind. Das heißt, im Durchschnitt wird auf den Blogs aufgerundet jeden dritten Tag ein Beitrag online gestellt.
Ich habe mir die Blogs in meiner Blogroll noch nie so genau angeschaut und habe deshalb keine Vergleichszahlen. Aber rein gefühlsmäßig würde ich behaupten, dass die Zahl der Beiträge in den einzelnen Blogs zurückgegangen ist. Klar ist: daraus lassen sich keine Rückschlüsse auf die Qualität eines Blogs ziehen. Aber die Anzahl der Beiträge ist sicher für viele LeserInnen ein Kriterium, ob sie es lesen oder nicht.
Häufig liegt dem gar keine bewusste Entscheidung zugrunde. Es wird einfach vergessen. Wer Blogs im RSS-Reader abonniert hat, kennt dieses Problem eher nicht. Ich habe Blogs abonniert, auf denen monatelang keine Beiträge erscheinen. Da ich aber sehe, wann dort ein neuer Beitrag erscheint, ist der Aufwand nicht groß. Allerdings tut man sich das nur an, wenn man das Blog schätzt und weiß, dass es nicht eingestellt worden ist. Wer nur ab und zu vorbeischaut, wird das irgendwann nicht mehr machen. Das war es dann.
Die Frage, in welchen Abständen die Blogposts erscheinen sollen, lässt sich pauschal nicht beantworten. Das hängt ganz sicher von den Zielen und Inhalten des Blogs ab. Je mehr die einzelnen Beiträge Ankündigungscharakter haben, desto größer ihre Zahl. Nicht ohne Grund sind die Spitzenreiter, was die Zahl der Blogposts angeht, in meiner Blogroll Blogs, die auf Veranstaltungen hinweisen oder über sie berichten. Da kommt, wenn man den deutschsprachigen Raum abdeckt, schon was zusammen.
Schaut man sich die diversen Blogrankings an, dann fällt aber auf, dass die Blogs mit den höchsten Zugriffszahlen im Durchschnitt einen oder mehr Beiträge pro Tag veröffentlichen. Das heißt: die Anzahl der Beiträge hat Auswirkungen auf die Zugriffszahlen. Natürlich taucht in diesem Zusammenhang schnell das Gegenargument auf, dass es gar nicht so sehr um die Anzahl der BesucherInnen geht, sondern um die Qualität der Beziehung mit diesen. Aber diese Qualität muss erst einmal aufgebaut werden und dafür muss mein Blog entdeckt und gelesen werden.
Das heißt: Wer mit einem Blog beginnt, steht vor vielen Herausforderungen. Zum Einen muss die Anfangsphase erfolgreich gemeistert werden, wenn das Blog noch unbekannt ist und die Zugriffszahlen niedrig sind.
Das heißt, Durchhaltevermögen ist gefragt. Das gilt auch dann, wenn das Bloggen zur Routine geworden ist und man eigentlich noch viele andere Dinge zu erledigen hat. Außerdem gibt es ja nicht mehr nur das Blog. Auch auf Twitter und in den diversen Netzwerken muss man sich zeigen. Alle diese Gründe haben wohl dazu geführt, dass es in den Blogs meiner Blogroll in den letzten Monaten immer ruhiger geworden ist. Ein paar nehme ich deshalb raus, aber dafür ist dann auch wieder Platz für neue und interessante Blogs. Schließlich ist eine Blogroll ja nicht in Stein gemeißelt. ;-) Und wo bitte steht geschrieben, dass man ein Blog sein Leben lang führen muss?
Wien, 27. Juli 2009
Christians Website: http://kulturmanagement.wordpress.com/
Sonntag, 5. Juli 2009
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